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Soziale Verantwortung: Wieso Soziale Werkstätten eine Bereicherung für alle sind

  

Warum hohe Qualität unser Beweis für gelungene Inklusion ist

Bei SAP hat man das Potenzial andersdenkender Menschen erkannt. Menschen, die den Drang verspüren, Ordnung in eine Unordnung zu bringen, Ungereimtheiten zu korrigieren, denen auch der kleinste Fehler in komplexen Systemen auffällt. Autisten, zum Beispiel. Die sitzen bei SAP vor dem Computer und korrigieren Programmierfehler, die der Kollege nebenan übersieht – stundenlang, fokussiert, zuverlässig. Das zeigt, wie wenig unsere Wahrnehmung von Andersartigkeit als „Störung“ der Realität standhält.

 

Darum geht es in diesem Artikel:

 

 

Vom gedachten Rande des Arbeitsmarktes mitten in den Arbeitsmarkt 2.0

Die UN-Behindertenrechtskonvention („Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“) gilt seit dem 3. Mai 2008. In Artikel 27 fordert die Konvention „das gleiche Recht von Menschen mit Behinderungen auf Arbeit“. Sie konkretisiert die bestehenden Menschenrechte für Menschen mit einer Behinderung und soll die Chancengleichheit in der Gesellschaft fördern. Eine Forderung, die eigentlich auch in Artikel 2 unseres Grundgesetzes steht: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt“ und weiter:

 

„Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Artikel 3, Grundgesetz

Das meint ganz explizit auch die Arbeitswelt: 
Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.“

– Artikel 12, Grundgesetz

 

 

secrid2Die Umsetzung gesetzlich vorgesehener Chancengleichheit nimmt erst in den letzten Jahren Fahrt auf

Auf dem Arbeitsmarkt 2.0 arbeiten inzwischen immer mehr Menschen wie bei SAP: genau nach ihren Fähigkeiten, genau nach ihren Bedürfnissen, vom Landschaftsgärtner, über Schauspieler bis zum Kunsthandwerker. Soziale Werkstätten sind dabei oft das Fundament einer langen Wertschöpfungskette, an deren Ende alle erdenklichen Produkte stehen.

Diese Werkstätten ermöglichen es noch mehr Menschen ein geregeltes Arbeitsleben zu führen, ihre besonderen Vorzüge exakt da einzusetzen, wo es passt. In den Sozialen Werkstätten gibt es Sozialpädagogen und spezielle Ruheräume – zumindest von letzterem würde wohl jeder andere Betrieb auch profitieren. Das Ziel kann sein, diese Werkstatt irgendwann zu verlassen und in einen anderen Betrieb zu gehen. Die Soziale Werkstatt ist aber als Arbeitsplatz auch dauerhaft ausgelegt.

 

„Menschen mit und ohne Handicap arbeiten in Werkstätten ganz normal zusammen, lernen voneinander und profitieren vom Austausch und ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Perspektiven.“

Christian Claus, Inhaber vom Kontor 1710

 

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Side by Side setzt auf genau diese bereichernde Zusammenarbeit. Ansässig im bayerischen Voralpenland, produziert die Marke in feinster Handarbeit einzigartige Dekoartikel und nützliche Produkte – zum Beispiel außergewöhnliche Garderobenhaken und Vorratsgläser. Die Designer und Produktentwickler arbeiten hier eng mit allen Mitarbeitern der Produktion zusammen, um gemeinsam hochwertige Artikel zu kreieren. 

 

Soziale Verantwortung fängt in der Unternehmensidentität an – und darf kein Marketing Kalkül sein

Setzen Unternehmen wie selbstverständlich auch auf Produktionen aus Sozialen Werkstätten, zeigen sie soziale Verantwortung. Sie leisten einen Beitrag dazu, Soziale Werkstätten als Teil der Gesellschaft zu normalisieren. So erkennen auch andere Unternehmen diese Chancen. Letztlich ist das bewusste Ignorieren dieser Marktteilnehmer inzwischen ein Wettbewerbsnachteil.

Was nicht geht: Soziale Werkstätten als bloßes Aushängeschild des Unternehmens. Die Zusammenarbeit mit einer Werkstatt als besondere Leistung des Unternehmens herauszustellen, trägt gerade dazu bei, dass diese Werkstätten „anders“ wahrgenommen werden. Die Arbeit mit Sozialen Werkstätten muss aus der Unternehmensidentität kommen, solidarisch, egalitär, auf Augenhöhe mit allen Marktteilnehmern. Es muss im Interesse des Unternehmens liegen, gute Produkte aus guten Werkstätten zu beziehen, egal wer dort arbeitet.

 

„Jeder achte Mensch in Deutschland hat eine Form von Behinderung. Wir müssen aufhören, das als etwas „entgegen der Norm“ zu betrachten.“

 Christian Claus, Inhaber vom Kontor 1710

 

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Die Qualität der Produkte steht im Vordergrund 

Wir sehen uns als Händler auch in der Position und Pflicht, Produkte zu kuratieren. Produkte, die wir als besonders qualitativ hochwertig empfinden. Dabei denken wir Qualität weiter als den bloßen Wert des genutzten Materials und die zugeflossene Arbeitsleistung. Zur Qualität zählt bei Kontor 1710 und bei unseren Partner-Manufakturen, ob das Produkt nützlich und langlebig ist, fair produziert wurde und in seinem Lebenszyklus möglichst wenig die Umwelt belastet. Was nicht zur Qualität zählt, ist die Frage, wer das Produkt gefertigt hat – jedenfalls wenn die gerade beschriebenen Merkmale stimmen.

 

„Wir schauen nicht danach, ob ein Produkt in einer Sozialen Werkstatt gefertigt wurde. Wir schauen auf die Qualität. Wenn die stimmt, dann nehmen wir das Produkt in unser Portfolio auf.“

Christian Claus, Inhaber vom Kontor 1710

  

Zahlreiche Manufakturen wie SECRID und Hoptimist zeigen uns, dass die funktionale Qualität (Haltbarkeit, Verarbeitung) der Artikel aus Sozialen Werkstätten nicht von anderen Manufakturen zu unterscheiden ist. Allerdings: Man spürt bei diesen Produkten oft eine besondere Liebe zum Detail. Es ist immer ein Einzelstück, handgemacht, akribisch behandelt und veredelt. 

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Soziale Werkstätten sind Teil der Marktwirtschaft – auch das ist Ausdruck von Integration

Die angesprochene Akribie, die Liebe zum Detail, die Zuverlässigkeit, mit der z.B. Autisten die Programmierfehler finden – hier wirkt es besonders absurd, von einer „Einschränkung“ zu sprechen. Das ist kein Ausdruck von Hindernissen sondern schlichtweg gute Arbeit. Das ist auch der Grund, warum viele Soziale Werkstätten mühelos auf dem Markt funktionieren. Sie müssen sich genauso an ihrer Qualität messen lassen wie andere Marktteilnehmer – und können das entweder, oder werden besser. Wenn Mängel auftreten, gibt es weniger Geld – für Soziale Werkstätten genauso wie für konventionelle Produzenten. Auch hier gilt es, mit gleichen Maßstäben zu messen, wo immer möglich.

 


„Ein Produkt nur deswegen zu kaufen, weil es aus einer Sozialen Werkstatt kommt, ist Ausdruck fehlender Integration. Das ist unnötiges Mitleid. Nötig ist das Niederreißen normativer Denkmuster im Bezug auf Menschen, die anders aussehen oder denken als wir.“

Christian Claus, Inhaber vom Kontor 1710

 

Entscheiden wir uns als Kontor 1710 also für den Verkauf von Produkten aus Sozialen Werkstätten, dann fällt diese Entscheidung einzig aufgrund der Qualität – und nicht, weil wir unbedingt Soziale Werkstätten in unser Portfolio aufnehmen wollen. Dass das regelmäßig bei verschiedenen Manufakturen der Fall ist, zeigt nur einmal mehr, dass wir allein am Endprodukt gar nicht erkennen können, ob es konventionell oder in einer Sozialen Werkstatt gefertigt wurde.

 

 

Gesetzliche Grundlagen: 9. Buch des Sozialgesetz

Ab einer Größe von 20 Mitarbeitern bezahlt jedes Unternehmen eine Ausgleichszahlung, wenn es nicht mindestens zu 5 Prozent Menschen mit einer Behinderung beschäftigt. Diese Zahlung geht dann an die Integrationsämter. So soll es Menschen mit einer Einschränkung zugute kommen. Dieses Gesetz stärkt den Sinn für die Menschenrechte besonders. Denn entweder sind Unternehmen dazu ermutigt, ihre Personalstruktur allen Menschen zu öffnen, oder sie fördern eben über einen festgelegten Betrag die Integration aller Menschen in die Gesellschaft.

 

Eine Gesellschaft mit sozialer Verantwortung braucht Individuen, die sozial und verantwortungsvoll handeln

Soziale Werkstätten sind also immer mehr ein fester Bestandteil unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Das ist ein tolle Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Aber es kommt auf den Einzelnen an. Unser Denken wird zu Sprache, unsere Sprache ist Teil der Realität. Sie normalisiert, fordert heraus, reproduziert Handlungen und Denkweisen. Wir beim Kontor 1710 glauben an eine Gesellschaft, die weniger Leistungsdruck und mehr soziales Miteinander durch jeden Einzelnen fordert und normalisiert. Eine Gesellschaft, die vielleicht gar nicht mehr von Sozialen Werkstätten sprechen muss, sondern einfach von Werkstätten spricht, in denen alle Menschen miteinander und füreinander arbeiten. Eine Gesellschaft, die nicht von Einschränkungen spricht, sondern von Bedürfnissen und Fähigkeiten. Packen wir es an.

 Christian_Claus